Wilfried Hiller

Ischäm-Aias in Japan und Deutschland

Wilfried Hiller wird im Januar 2011 mit einem Fernsehteam nach Osaka reisen, um das im Sommer 2010 auf einer griechischen Insel komponierte Drama ISCHÄM-AIAS für einen Bunraku-Sänger, einen Shamisen-Spieler und japanische Schlaginstrumente am Ort der Inspiration, im traditionsreichen Bunraku-Theater in Osaka zu erarbeiten.

Es ist nun zwanzig Jahre her, dass Wilfried Hiller mit seiner Frau nach Japan eingeladen war, um im Bunka Kaikan in Tokyo die Erstaufführung seines Monodrams IJOB herauszubringen.

Bei diesem Konzert war auch der junge  Bunraku-Sänger Takemoto Chitosedayou anwesend, ein junger aufstrebender Künstler, der seinen Wirkungsbereich im Bunraku sah, dem traditionsreichen japanischen Puppentheater, das seit dem 17. Jahrhundert existiert. Für Hillers Kompositionslehrer Carl Orff (1895 -1982) war das japanische Theater, vor allem das No, eine Weiterführung des altgriechischen Dramas. Bereits im Alter von 18 Jahren hatte er eine Oper mit dem Titel GISEI komponiert, das ein japanisches Puppentheaterstück DIE DORFSCHULE als Vorlage hatte. War dieses Frühwerk noch ganz in der Art des französischen Impressionismus verhaftet, so sind Orffs späte Griechendramen Antigonae, Oedipus und Prometheus ernstzunehmende Auseinandersetzungen mit dem altgriechischen Drama wie mit den japanischen Theaterformen und ihren musikalischen und szenischen Abstrahierungen.

Nach der Aufführung des IJOB sprach der junge Takemoto Chitosedayu den Komponisten Hiller an. Er wünschte sich von ihm ein Stück. Die beiden Künstler blieben in der Folgezeit in losem Kontakt, schrieben sich regelmäßig und sahen sich bei Gastspielen des Bunrakutheaters in Deutschland oder auch dann, wenn Takemoto zu Besuch bei den Bayreuther Festspielen war. Mittlerweile hatte sich Takemoto zum ersten Bunrakusänger „hochgesungen“ und wurde mit dem Titel „Lebender Nationalschatz“ ausgezeichnet.

Das Stück wurde von Heinz-Dieter Reese in japanische Noten- und Lautschrift übersetzt. Hillers Sohn Carl Amadeus spielt die O-Daiko. Die Realisierung des Projekts wird von der Orff-Stiftung unterstützt.

ISCHAEM-AIAS findet nun seine Uraufführung in einer Filmaufzeichnung, die erstmalig im März im Rahmen des Hiller-Portraits im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt und außerdem am 23.03.2011 in der Black Box zusammen mit IJOB präsentiert wird. Außerdem sind beide Werke live beim Hiller-Festival in Roggenburg im Herbst 2011 zu sehen.

Der Kompositionsauftrag für dieses Werk wurde von der Ernst von Siemens Stiftung an Wilfried Hiller vergeben.

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