Wilfried Hiller wurde am 15.3.1941 in Weißenhorn bei Neu-Ulm geboren. 1956 nahm er ein Klavierstudium bei Wilhelm Heckmann am Augsburger Leopold-Mozart-Konservatorium auf, begann aber schon bald zu komponieren: Sein erstes Theaterstück mit Musik ("Die Räuber von Hiller") schrieb er von 1958 bis 1961. Es folgten Stücke für Klavier und Kammermusik, außerdem arbeitete Wilfried Hiller als Organist und Ballett-Korrepetitor.
Ab 1962 hospitierte Hiller im Rahmen der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik bei Pierre Boulez, Bruno Maderna und Karlheinz Stockhausen. In dieser Zeit lernte er auch den Komponisten Karl Amadeus Hartmann und seinen späteren Verleger Peter Hanser-Strecker kennen. Seit 1963 studierte Wilfried Hiller an der Münchner Musikhochschule Komposition (Günter Bialas), Opernregie (Heinz Arnold), Schlagzeug und Pauke (Ludwig Porth und Hanns Hölzl) sowie Musiktheorie (Hermann Pfrogner). Ab 1967 arbeitete er als Schlagzeuger u.a. beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und an der Bayerischen Staatsoper. 1968 gründete er die Konzert-Reihe "musik unserer zeit“ und entwickelte daraus ab 1981 die beliebten „Münchner Musiknächte“.
Nach Karl Amadeus Hartmann war die Begegnung mit Carl Orff 1968 für Wilfried Hillers Entwicklung als Komponist wegweisend. Als Orffs Schüler arbeitete er fortan eng mit diesem zusammen.
Seit 1971 wurden Hillers Werke für das Musiktheater schließlich entscheidend durch die Zusammenarbeit mit seiner Frau geprägt, der Schauspielerin Elisabet Woska. Es entstanden "An diesem heutigen Tage" und "Niobe", aber auch "Der Josa mit der Zauberfiedel" oder "Der Geigenseppel" und "Der Sohn des Zimmermanns".
Bei einem Aufenthalt in der Villa Massimo in Rom lernte Hiller 1978 Michael Ende kennen. Die Begegnung mit dem Schriftsteller war der Beginn einer fruchtbaren künstlerischen Partnerschaft und engen Freundschaft, die zu einer ganzen Reihe erfolgreicher Werke führte, wie "Die zerstreute Brillenschlange", "Vier musikalische Fabeln" und "Der Goggolori", "Die Jagd nach dem Schlarg", "Das Traumfresserchen" und "Der Rattenfänger". Einige davon waren schon bald nach ihrer Uraufführung Klassiker: Das "Traumfresserchen" ist die meistgespielte deutschsprachige Oper der Nachkriegszeit.
Nach Endes Tod arbeitete Hiller zunächst mit Herbert Asmodi ("Die Geschichte vom kleinen blauen Bergsee und dem alten Adler"), seit 1997 dann mit Rudolf Herfurtner zusammen ("Die Waldkinder", "Eduard auf dem Seil", "Pinocchio"). Außerdem griff Hiller auf literarische Vorlagen von Theodor Storm ("Der Schimmelreiter", Libretto Andreas K.W. Meyer), Christian Morgenstern ("Heidenröslein"), Wilhelm Busch ("Der Geigenseppel") zurück. Daneben entstanden kammermusikalische Arbeiten, Solokonzerte, Chor- und Orchesterwerke.
Von 1971 bis 2005 war Hiller als Musikredakteur beim Bayerischen Rundfunk tätig. 1989 wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1993 Kompositionslehrer am Richard-Strauss-Konservatorium in München. Jörg Widmann und Minas Borboudakis werden seine ersten Schüler.
2004 wurde Hillers Oper "Wolkenstein" in Nürnberg uraufgeführt: eine Lebensballade nach einem Libretto von Felix Mitterer mit Bernd Weikl in der Titelrolle. Regie führte Percy Adlon, die Produktion wurde vom Bayerischen Fernsehen aufgezeichnet Ein Jahr später folgte 2005 "Augustinus, ein klingendes Mosaik", nach einem Text von Winfried Böhm in der St. Lukas Kirche in München.
2005 wurde Hiller Präsident des Bayerischen Musikrats und Präsident der Deutschen Jean-Sibelius-Gesellschaft, seit 2008 Vorsitzender der Carl Orff-Stiftung. Von 2009 - 2012 ist Wilfried Hiller künstlerischer Leiter der Internationalen Orgelwoche Nürnberg (ION).
2010 wurde in Würzburg ein zweites geistliches Spiel, "Der Sohn des Zimmermanns", uraufgeführt, wieder in Zusammenarbeit mit Winfried Böhm (Texte) und Elisabet Woska (Musikdramaturgie). Die Oper widmet sich der Gestalt Jesu aus einer ungewöhnlichen, menschlichen Perspektive – der Hauptdarsteller wird ausschließlich musikalisch durch 33 Bratschen und eine Viola d’amore verkörpert. Im Mai 2010 feierte Hillers "Cappella Sistina" in Augsburg Premiere, eine mitreißende Interpretation von Texten eines Genies: aus den Sonetten Michelangelo Buonarottis, der die berühmte Fresken der Sixtinische Kapelle im Vatikan malte.
2011 entstand für die Siemens-Musikstiftung "Ischaem-Aias" für japanischen Bunraku-Rezitator, Shamisen-Spieler und O-Daiko sowie "Ophelias Schattentheater" für Streichquartett, Erzählerin und O-Daiko.
Im Januar 2013 wurde die Auftragsproduktion "Der Flaschengeist" (Libretto von Felix Mitterer) vom Staatstheater am Gärtnerplatz in München uraufgeführt - ein "Singspiel aus Ozeanien" nach einer Textvorlage von Robert Lewis Stevenson.
Seit 2016 arbeitet Wilfried Hiller mit Stefan Ark Nitsche an einem Musikdrama "Dawid" und an "Camilles Schwestern" (Quartett mit Schatten) nach Henrik Ibsen. Mit Winfried Böhm entstand 2016 "Hoffnung" für den Monteverdi-Chor Würzburg und die Geigerin Arabella Steinbacher.
Für Musiker des Staatstheaters am Gärtnerplatz schrieb Hiller einen Kammermusik-Zyklus nach Bildern und Skulpturen von Antje Tesche-Menzen. Zusammen mit dem Regisseur und Librettisten Hellmuth Matiasek erarbeitet er die Bühnenmusik für die in Salzburg uraufgeführte Oper "Der verlorene Sohn".
2017 entstand das Auftragswerk "Schöpfung" für die Katholische Akademie in Bayern, die im Juni mit den Singphonikern, Violine und japanischen Trommeln uraufgeführt wird.
2018 wird das Musiktheater "Momo" nach dem Roman von Michael Ende und einem Libretto von Wolfgang Adenberg am Staatstheater am Gärtnerplatz München uraufgeführt.
2021 wird Hillers "Buch der Sterne" während der Corona-Pandemie in der Philharmonie München in Dolby Atmos und Dolby Vision produziert. Beim Vocal Art Frankfurt Rheinmain Festival ist er Composer in Residence.
Wilfried Hiller ist Honorarprofessor an der Hochschule für Musik und Theater München.
Unter Wilfried Hillers zahlreichen Auszeichnungen sind zu nennen:
- 1968: Richard-Strauss-Preis der Stadt München
- 1971: Förderpreis für Musik der Stadt München
- 1977: Brünner Preis, der Anerkennungspreis der Stadt Salzburg für „Niobe“
- 1978: Stipendium der Villa Massimo
- 1978: Schwabinger Kunstpreis für Musik
- 1988: Raiffeisen-Förderpreis
- 1997: Werner-Egk-Preis, der Kunstpreis der Stadt Donauwörth
- 2000: Bayerischer Poetentaler, Literatenpreis der Münchner Turmschreiber
- 2008: Bayerischer Verdienstorden
- 2010: Wilhelm-Hausenstein-Medaille
- 2010: Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 2011: Förderpreis Ernst von Siemens Musikstiftung
- 2011: Leopold-Preis
- 2011: Sieben-Schwaben-Medaille
- 2013: Oberbayerischer Kulturpreis