Wilfried Hiller

Niobe

in altgriechischer Sprache

Der Text entstand nach einem Fragment des Aischylos. „Es schildert die Verzweiflung Niobes am Grabe ihrer vierzehn Kinder und ihre stolze Auflehnung gegen Gott, der sie in dieses Unglück gestürzt hat. Ich wollte den Text nicht wissenschaftlich ergänzen, sondern alles Fragmentarische mit Musik ausdrücken. So verwandelte sich beispielsweise ein Buchstabenrest in den Klageschrei Niobes, Wortfetzen, deren Bedeutung nicht mehr zu rekonstruieren ist, wurden zu ihrem verzweifelten Stammeln. Zum Schluss des Stücks erklingt – wie eine Musik aus einer anderen Welt – ein Zitat aus der Schlussarie der ‚Niobe‘ von Agostino Steffani, das plötzlich abreißt. Niobe ist zu Stein erstarrt.“ (Wilfried Hiller)

nach Fragmenten aus der "Niobe" des Aischylos
von Elisabet Woska und Wilfried Hiller
für Sänger, Schauspieler, Tänzer und Instrumentalisten (altgr.)
Interlinearversion von Heinz Werner Nörenberg (nicht singbar, nur als Verstehenshilfe)

Komponist
Wilfried Hiller
Librettist
Wilfried Hiller - Elisabet Woska
Dichter der Textvorlage
Aeschylus
Interlinearversion
Heinz Werner von Nörenberg
Jahr
1978
Uraufführung

Uraufführung / World Premiere (Fernsehen): 23. März 1978 Bayerisches Fernsehen · Niobe: Elisabet Woska · Tantalos: Sigfrit Steiner · Amphion: Wolfgang Layer · Chorführer: Spyros Sakkas · Männerchor des Bayerischen Rundfunks, Münchener Rundfunkorchester · Dirigent / Conductor: Jaroslav Opela · Inszenierung / Director: Peter Windgassen · Ausstattung / Stage and Costume Design: Livia Piso - Ausgezeichnet mit dem "Anerkennungspreis der Stadt Salzburg 1977" - Uraufführung / World Premiere (konzertant, Ausschnitte): 1. April 1979 München, Cuvillies-Theater · Kammerorchester Helmut Imig · Sprecherin: Elisabet Woska · Dirigent / Conductor: Helmut Imig

Orchesterbesetzung

Picc. · Fl. · Altfl. - 3 Tromp. in C - 3 P.S. (2 Beck. · Tamt. · 2 Schlagbretter · 6 Holzbl. · gr. Tr. · 4 Eingeborenentr. [Felltr.] · 3 Gongs · Ketten · Gralsgl. · Äolsharfe · Steinspiel) (5 Spieler) - 2 Klav. · Org. - Str. (2 Vl. · Va. · Vc., solistisch oder chorisch) Schlaginstrumente, die von den Sängern auf der Bühne gespielt werden: Sistrum · Jav. Buckelgongs · Wasambarassel · Chin. Rasseltr. (jeder Chorsänger sollte 2 Instrumente bedienen, d.h. mindestens 28 Rasseltrommeln verschiedener Tonhöhen)

Personenbesetzung

Niobe · Schauspielerin - Niobe · Tänzerin - Amphion · Tenor - Tantalos · Schauspieler - 1 Bariton - 3 Sprecher - Männerchor (mind. 14 Sänger) - ad lib.: Bewegungschor, Tanzgruppe Die Partien von Sprecher I, Sprecher III und Bariton können von einem guten Sänger-Schauspieler allein bewältigt werden. Die Partie von Sprecher II soll auf Band aufgenommen und über Lautsprecher eingespielt werden.

Wilfried Hiller über das Stück:
"Die Figur der alten Erdmutter NIOBE, deren 14 Kinder von den versengenden Strahlen des Sonnengottes getötet wurden, beschäftitge meine Frau Elisabet Woska und mich über viele Jahre.  Aischylos ging es um die Abhängigkeit des Menschen von den Göttern, die dem Menschen eine Schuld zufügen, wenn sie ihn vernichten wollten.
THEOS PHYEI ATIAN
Dem universellen Drama entsprechend verarbeitete ich Elemente tibetischer und ägyptischer Totenklagen, Fragmente aus dem gregorianischen Requiem und Modi, die der Überlieferung nach bei der Hochzeit von Niobe und Amphion gesungen wurden.
In der Türkei wird heute noch am Berg Tash Suret der Niobefelsen gezeigt mit dem Bildnis einer Frau, die das ganze Jahr über Tränen vergießt.  Die NIOBE wurde für das Bayerische Fernsehen geschrieben und 1978 mit Elisabet Woska (Niobe), Wolfgang Layer (Amphion), und Sigfrit Steiner (Tantalos) unter der Regie von Peter Windgassen realisiert.In der Komödie DIE FRÖSCHE von Aristophanes wirft der Dichter Euripides seinem Rivalen Aischylos Schaumschlägerei vor: "Er setzt da so eine Niobe ganz eingemummelt auf die Bühne. Der Chor stampfte wie besessen herum, die Hauptperson schwieg sich aus. Und das Publikum wartete, daß Niobe endlich mal etwas sagte. Als das Stück schon zur Hälfte rum war, brüllte sie einige unverständliche Büffelworte." Das, was Euripides dem völlig verdutzen Aischylos hier vorwirft, war es gerade, was uns faszinierte: Die Aussparung der Titelfigur bis zum Schluß."

 

Aufführungsdauer
55min
Kompositionsjahr
1977
Ausgabe
Dirigierpartitur
Sprache
altgriechisch